Leseproben

waldwechsel.

hinter der stadtgrenze zieht
die welt sich zusammen

das surren zwischen den
häusern flieht hinaus
ins weite feld

was vorher so fern erschien
wächst jetzt in die höhe
zwischen landstraßen
und morschem zaun

wenn im sommer die luft
flimmert über zerpflücktem teer
und die äste unter meinen füßen trocken
ächzen schirm’ ich mit der hand die augen ab

hier draußen ist alles
näher dran denk’ ich und
gehe noch ein stück tiefer hinein
spüre das land mir auf die wange atmen

hohl und tief,
ein sog.

*

ratschläge einer maklerin.

1.
nicht
auf die
dritte stufe
von oben treten

nachts
knarrt sie
ganz fürch-
terlich & weckt
sonst sicher den —

2.
im wintergarten
klafft ein s p r u n g
in der zweiten scheibe

versuchen sie nicht
das glas zu tauschen jeden
morgen kehrt er sowieso zurück.

3.
nicht in die
ecken sehen

vor allem nicht
im schlafzimmer.

4.
kein sprudelwasser
das mag sie nicht sie
schreit dann nachts in
mein ohr

das geräusch der
prickelnden perlen macht
sie wahnsinnig

sagt sie

dann muss sie singen
glauben sie mir, sie wollen
sie nicht singen hören.

5.
lassen sie über nacht
mindestens ein fenster offen
im haus

irgendwo müssen sie ja
wieder reinkommen wenn sie
nach hause zurückkehren von der

jagd.

Aus: wildwechsel ins nichts. Gedichte

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