Und noch eine dritte Veröffentlichung gab es von mir Ende des letzten Jahres: Meine Kurzgeschichte Spätsommerpflaumen ist in der Anthologie Selbst nach dem Tod im Elysion Verlag erschienen.
Schon der erste Satz der Ausschreibung hatte mich sehr inspiriert: »Gibt es Liebe, die über den Tod hinausgeht? Und will man das überhaupt?«
Daraus ist eine auf den ersten Blick herzerwärmende Geschichte über einen älteren Mann entstanden, der regelmäßig das Grab einer Frau besucht, die er sehr geliebt hat. Hach, wie romantisch, diese über den Tod hinaus gehende Liebe. Oder? In dieser Geschichte kommt auch der Geist der Verstorbenen zu Wort und schildert das Ganze mal aus ihrer Perspektive.
Das Buch ist als Print direkt beim Verlag und als E-Book in allen gängigen Shops erhältlich.
Auszug:
Zweimal die Woche kam er hierher, um Dalias Grab zu betrachten. Er trauerte längst nicht mehr um sie, dafür war zu viel Zeit vergangen. An die Stelle der Trauer war im Laufe der Jahre etwas anderes getreten, eine tiefe, bedeutsame Verbindung, die durch die Erde hindurch zu reichen schien. Liebevoll betrachtete er den Grabstein, der, im Gegensatz zu den meisten anderen auf diesem Friedhof, nicht von Moos überwachsen war, denn er achtete penibel darauf, ihn von jedem Schmutz und Unkraut freizuhalten. Zugegeben, er putzte ihn nicht mehr ganz so oft wie früher, weil seine Knie ihn immer häufiger im Stich ließen, aber trotzdem hatte der graue Stein im Sonnenlicht noch immer einen außergewöhnlichen Glanz.
»Ach, Dalia«, murmelte er manchmal, ließ den Namen über seine Zunge rinnen wie flüssige Schokolade und versuchte, sich ihr Gesicht ins Gedächtnis zu rufen. Er besaß kein einziges Foto von ihr, sie hatte sich eben nicht gern vor die Kamera gestellt, aber solange er sich noch an sie erinnerte, an ihre schmalen, burgunderroten Lippen, an ihre zarte Nase, an ihre tiefbraunen Augen mit den langen Wimpern und den glänzend geschminkten Lidern – solange er sie noch in seinem Gedächtnis trug, war alles gut.