Mein Gedichtband wildwechsel ins nichts ist erschienen! Er ist in zweierlei Hinsicht ein Debüt: Meine erste Gedichtveröffentlichung und meine erste Solo-Buchveröffentlichung überhaupt.

In den Gedichten geht es um das unterschwellige Grauen, das im Ländlichen wohnt, sowohl in den Wäldern als auch zwischen den Menschen. Ein bisschen Horror, ein bisschen Sozialkritik, aber auch ein bisschen Trost und Ruhe an einem Ort abseits überfüllter Straßen, wo das Atmen endlich möglich ist.

Bisher sind von mir ausschließlich Kurzgeschichten in Anthologien und Magazinen erschienen. Solange ich schreibe, schreibe ich aber neben Prosa auch Lyrik. Und weil die Veröffentlichungsmöglichkeiten für Gedichte begrenzter sind, haben sich im Laufe der Jahre so einige davon in meiner Schublade (in der virtuellen und der echten) angesammelt.

Anfang des Jahres habe ich damit begonnen, mal all die Gedichte zu sortieren, die ich seit 2020 geschrieben habe. Und das waren eine ganze Menge, knapp 200 Stück. Ich habe gemerkt, dass viele der Texte sich thematisch ähneln: Es geht um die Abgründe abseits der Städte, um ländliche liminal spaces und um Isolation. Das ist kein Zufall: 2020 war nicht nur das erste Pandemie-Jahr, sondern auch ein Jahr, in dem sich meine Lebensumstände bedeutend geändert haben.

Ich bin von meiner Berliner WG in einer kleinen Stadt in Brandenburg gezogen. Neuer Job, neue Umgebung – ich war in dieser Stadt noch nie zuvor gewesen und kannte dort niemanden. Dass der Beginn der Corona-Pandemie ausgerechnet mit diesem Umzug zusammenfiel, war reiner Zufall, verstärkte aber die Isolation, die ich an diesem Ort spürte. Andererseits eröffnete es mir auch ganz neue Möglichkeiten.

»Wenn ich immer noch in Berlin wohnen würde, hätte ich jetzt bestimmt schon dreimal Corona gehabt«, witzelte ich mit Freund*innen und Verwandten über Zoom und Telefon. Das blieb mir erspart, denn statt mich zwischen Menschenmassen in die U-Bahn zu quetschen und mich in endlose Kassen-Schlangen einzureihen, bewegte ich mich auf leeren Bürgersteigen und durch spärlich besuchte Supermärkte.

Weil ich nach Feierabend und am Wochenende nichts anderes tun konnte, begann ich, spazieren zu gehen. Und nach diesen Spaziergängen versuchte ich, die ganz besondere Atmosphäre, die mich dabei begleitet hat, mit Worten einzufangen. Denn es liegt etwas Ungreifbares und Surreales zwischen Waldwegen und Feldrändern, zwischen alten Kasernen und verfallenen Häusern, zwischen schillernden Seen und den sich leise bewegenden Schatten unter den Bäumen, die man lieber in Ruhe lassen sollte.

ich ver-
flüchtige mich
an einem mittag
im märz trat ich in
den wald und nie wieder
zurück.

So beginnt das Gedicht zustandswechsel, als ein Ausdruck dessen, was ich im März 2020 empfunden habe: Der Wald hat mich verschluckt. Die Welt hat sich verändert und wird, aller Leugnungen und Verharmlosungen zum Trotz, nie mehr dieselbe sein. In diesem Sinne ist wildwechsel ins nichts nicht nur dörfliche Düsternis, sondern auch persönliche Pandemieverarbeitung.

Aber zurück nach 2024: Weil viele meiner gesammelten Gedichte thematisch und stimmungsmäßig gut zusammenpassten, kam mir die Idee, einen Gedichtband zusammenzustellen. Erstaunlich schnell hatte ich eine Auswahl getroffen, die Gedichte zu Kapiteln gruppiert und eine erste Cover-Idee im Sinn.

Eigentlich wollte ich nie unter die Selfpublisher*innen gehen, weil mir das alles zu kompliziert erschien. Aber hier war mir klar, dass dieses Projekt so nischig ist, dass eine Verlagssuche mühevoll sein würde. Außerdem hatte ich schon so genaue Vorstellungen, wie das Buch aussehen sollte, dass ich mir dachte: Dann kann ich es auch gleich selbst machen!

Ich habe also mit sehr viel trial and error mein eigenes Cover gestaltet und mit der freien Software SPBuchsatz (große Empfehlung!) auch den Innenteil aufgehübscht. Dass ich mit diesem Projekt zum Distributor Books on Demand gehen würde, war mir relativ schnell klar, denn ich wollte vor allem ein hochwertiges Print-Buch (die Druckqualität von BoD ist in meinen Augen im Vergleich die beste) und meine persönlichen Daten schützen (BoD ist, soweit ich das überblicke, der einzige Distributor, der als Verlag auftritt und bei dem ich im Impressum nicht meine Adresse angeben muss).

Und dann ist es nach den letzten Korrekturen erschienen! Es war ein tolles Gefühl, zum ersten Mal mein eigenes Buch in den Händen zu halten; ich musste es einfach immer wieder durchblättern.

Das Buch ist für 8,99 Euro als Print oder für 2,99 Euro als E-Book erhältlich – über den Buchshop eurer Wahl oder direkt im BoD-Shop.

Obwohl es eine Menge Arbeit war, hat mir am Ende auch das gefürchtete »Drumherum« Spaß gemacht. Man könnte sagen, ich habe Selfpublishing-Blut geleckt. Vielleicht kommt da ja demnächst noch mehr auf mich und euch zu.

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